29.9.11

milchkaffee in der giraffenschale

so beginne ich, sehr dankbar zu sein fuer alles, was ich hier erleben darf: ausritte, dschungeltouren, lange ersehnte regenguesse, kontakt zu lieben menschen, die ihr leben aufs spiel setzen, um hier in frieden bzw im widerstand zum krieg und zum kolumbianischen staat zu leben. ich beginne sogar, das klima zu moegen - wo kommt bloss der viele schweiss her??

ich hab es sehr gern, durchs dorf zu wandern u stehenzubleiben, wo grade jemand auf den stufen sitzt, jemand bei der tuer herausschaut, ein plaeuschchen, ein kaffee in einer plastiktasse. die sterne am abend und das erste lied, das fruehmorgens uebers dorf weht. der geruch nach holzoefen und das regenprasseln am blechdach.

ich mag unsere arbeit sehr! besonders, dass wir auf spanisch und auf englisch arbeiten, und ich mag die viele information, das viele neue! ich verbringe hier mehr zeit lesend als jemals in meinem leben - ausser in zeiten, als ich fuer pruefungen gelernt hab...
zurzeit bereiten wir uns auf treffen vor. diese woche verbringen wir grossteils mit analysen und nachbesprechung der situation des dorfes im kontext des konfliktes in den letzten monaten. das ist spannend, und ich habe ja gerne viel zu tun. und doch ist alles in einem faulen sonnentagstempo, zeit fuer ein schlaefchen zwischendurch haben wir so gut wie immer. 
ich beginne ueberblick zu gewinnen ueber die aufgaben und die veraenderungen der teamsituation der naechsten monate und freu mich darueber. 
hab ich mir das nicht gewuenscht? herausforderungen ueber die organisationsarbeit hinaus? mitleben und arbeiten direkt an der basis? 

mein koerper ist tapfer. zerstochen und zerkratzt, verschwitzt, manchmal magenflau, muss er mit seltsamen geruechen umgehen, mit meiner unruhe in der nacht *noch immer* der staendigen unsicherheit, in der sich die menschen, die wir begleiten, bewegen und mit dem vielen unterwegs sein, den sich staendig aendernden bedingungen. und die gute waldluft. unglaublich, wie schnell ich mich gewoehne. 

ich mag jetzt unser essen!! wir kochen soo viel gemuese und ich habe begonnen, sehr viel selbst zu kochen. zwiebel, tomaten, paprika, melanzani, karotten, kartoffel, bananen in allen denkbaren varianten, dazu oefters nudeln, reis oder selbst gemachte tortillas. eier koennten wir haben soviele wir wollten, aber das ist auf die dauer langweilig.

ich hab mir mein eigenes porzellanhaeferl gekauft, im vergleich zu den tassen hier riesig (so wie ein mueslischuesserl). daraus trinke ich kaffee, kakao und selber gemachten fruchtsaft. unsere nachbarn, die uns fast jeden abend besuchen, lachen darueber. da koennte ich mir ja gleich eine ganze waschschuessel kaufen, meinen sie. sie sind lustig. fuer mich bedeutet es ein haeferl voll glueck und sauberkeit.

heute frueh gabs milch! emily hatte milch gebracht, und sie bei der nachbarin eingekuehlt. was fuer ein festtag. ich trank gleich zwei giraffenschalen voller milchkaffee.


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