6.1.12

mythen des dschungels

es ist ja lustig - unsere aussenposition erlaubt es uns, auf den mikrokosmos peace community drauf zu schauen, und wie in einer kleinen lokalen kultur mythen, glaubenssaetze, geschichten, handlungsmuster zu erkennen. in oesterreich haben wir diese dinge sicher zuhauf, in jedem freundeskreis, jede_r gruppe - nur ists immer schwer, diese dinge aus der naehe zu erkennen.

hier ein kleiner einblick:
mythos eins. dusche nicht, wenn du verschwitzt bist. erster grund, krank zu werden, das wasser ist naemlich kalt. auch wenn ich noch so verschwitzt bin, muss ich zwei stunden stinkend warten bevor ich mich in die dusche begebe. ich habe richtig vorwurfsvolle anweisungen diesbezueglich bekommen u mich zusammennehmen muessen, nicht allzuviel zu lachen, oder einfach zu sagen, dass ich immer dusche, wann ich moechte und davon normalerweise nicht krank werde.

mythos zwei. wenn jemand krank ist, werden keine parties gefeiert. diese regel wurde im herbst erfunden, denke ich, deswegen tragen sie auch nicht alle dorfbewohner_innen mit. es gibt sehr hartnaeckige nicht-taenzer_innen, die damit ihre trauer um tote oder kranke familien- oder gemeindemitglieder ausdruecken. zum glueck wurde jetzt ein weg gefunden, das viel diskutierte tanzverbot nur fuer die personen gelten zu lassen, die das moechten. die anderen tanzten richtig viel ohne damit jemanden zu veraergern. ob das die kranken und toten wohl als wichtig empfinden?

mythos drei: die diaet, die einzuhalten ist, nachdem ein kind geboren wurde. einzuhalten natuerlich von der mutter. das ist ja eine ziemlich langweilige angelegenheit. so manche starke frau in der peace community verbringt stunden vor ihrem haus, wartet auf besuch - sie soll 40 tage zu hause bleiben und gewisse ernaehrungsvorgaben einhalten. meist kocht eine verwandte fuer sie in dieser zeit. und wenn die diaet nicht eingehalten wird, begibt man sich in das risiko selbst verrueckt zu werden. das ist naemlich die offizielle erklaerung, warum die als verrueckt bezeichnete frau im dorf so ist, wie sie ist: sie ging auch waehrend der 40 tage nach der geburt ausser haus.

die liste der mythen laesst sich bei gelegenheit erweitern, es gibt sicher viele viele mehr! unsere welt ist doch so gepraegt von erlernten wahrnehmungen, subjektiven wahrheiten und tradierten geschichten.

auch viele kleine dinge sind anders, die leute im dorf sagen uns staendig, unser kaffee sei so bitter, denn hier trinkt man ihn suess. dafuer trinken sie nicht so viel wasser, obwohl sie viel schwitzen. das kochen dauert viel laenger und das essen muss dann aber noch auskuehlen, denn es ist ja heiss. jede schlange muss sofort umgebracht werden, ganz egal ob sie giftig ist. zu weihnachten muss neues gewand gekauft werden. am berg gibt es kleine zwerge, die die leute manchmal dran hindern, den richtigen weg zu finden. und die maenner finden aber immer den weg, um mehrere frauen zu schwaengern. denn verhuetung funktioniert nicht. und wenn sich eine frau von ihrem mann trennt dann tut sie das! sie bleibt allerdings weiterhin mit ihm zusammen unter einem dach wohnen, kocht fuer ihn mit u waescht seine schnutzige waesche. die leute hier feiern ihre geburtstage nicht, dafuer veranstalten sie feste fuer ihre kleinen kinder, wie fuer prinzen und prinzessinnen, eine prestigesache, nicht nur beim 15. geburtstag eines jugendlichen, der hier ein grosses fest bedeutet. und weisse haut ist natuerlich schoen u alle setzen sich immer in den schatten. waehrend ich froh bin endlich ein bisserl gebraeunt zu sein u meine kolleginnen sich sogar zum sonnen in den garten legen.

zoila

sie ist ver-rueckt. zum beispiel taucht sie am sylvestertag ihre haende in unsere fensterlackfarbe u schmiert sie sich ins gesicht. zum beispiel tanzt sie allein am balkon des einzigen zweistoeckigen hauses im dorf, das allein sie bewohnt. sie schleicht nachts um die haeuser u traegt stets ihr machete *das buchmesser, das die leute hier zum arbeiten um den guertel tragen* in der hand.
wenn nicht das messer, dann traegt sie steine und wenn dann unverhofft jemand auftaucht, wie kinder beim fenster oder leute vor ihrem haus, dann wird sie nervoes und setzt an zum wurf. manchmal wenn ich in der nacht dumpfe schlaege hoere, ist sie es, die steine in ihrem haus auf den holzboden oder gegen die wand schmeisst (am anfang dachte ich, das waeren schuesse). tagsueber ist sie oft auf der suche nach essen und laesst hier u da ein ei oder eine banane mitgehen.
sie ist schon so seit einigen jahren. sie ist als einzige im dorf geblieben in zeiten, als es die anderen leute vor angst verliessen.

die kinder lachen ueber sie. fuer mich verkoerpert zoila vieles, das sich unbeschrieben hier zwischen den zeilen abspielt. die erlebte angst, die verluste, die kollektive traumatisierung, die ich mir vorstelle, die stattfindet in den schwierigen zeiten, die nie wirklich aufgehoert haben. ich mag sie gerne, schenke ihr manchmal essen, tanze manchmal mit ihr. ich finde die option, so zu werden wie sie, keine schlechte - unter den gegebenen bedingungen. verruecktheit schafft viele freiraeume. von drohungen, von normen, von machismo, vom krieg, und sie schafft die freiheit, die angst und die wut auszudruecken, die hilflosigkeit und auch die freude bei gemeinsamen feiern.

ich denke sie traegt hier einiges an geschichtsaufarbeitung mit und ausserdem ist sie gar nicht immer verrueckt. ich fuehle mich sehr wahrgenommen von ihr. es gibt geschichten, in denen sie bei notfaellen wichtige funktionen uebernommen hat, zb. information ueberbracht hat.

5.1.12

ins neue jahr getanzt

am 1.1.2012 bin ich mitten im fluss gesessen, unter einem kleinen wasserfall u habe meinen ruecken vom wasser massieren lassen. meine vom tanzen mueden fuesse minutenlang ins schaeumende wasser gehalten. habe ueber die schoenheit der natur gestaunt, und ueber das leben, dass mich an so einen entlegenen ort spuelt.

es waren richtige festtage. im feier-rhythmus wurden tiere geschlachtet - ich habe selten so viel fleisch gegessen in einer woche. und auch die menschen hier essen wenig fleisch u freuen sich schon tage vorher drauf. damit sind rituale verbunden, unser ganzes dorf jagte die neujahreskuh am 31. dezember rund um die haeuser. ich verzog mich verschreckt in unsere kueche. am sylvestertag wurde gemeinsam gegrillt, beilagen gekocht (yucca und mais) u dann natuerlich getanzt. immer mit maennerwahl - und dann im volksmusiktakt und eng umschlungen mit demjenigen, mit dem ich keine wahl hatte, ins neue jahr. ich war so frei, als einzige barfuss zu tanzen u auch zeitweise allein, um die maennerwahl tanzend zu untergraben.

am neujahrestag gab es von morgen an chicha, ein mostaehnliches getraenk aus reis und zucker, und nach dem baden im fluss tanzten wir in nassen kleidern bis am abend, an dem wir in einem haus zum familienessen eingeladen waren.

mit meinen teamkolleginnen hab ich jahreskurven gezeichnet und besprochen, wie zuhause. ich hab mich gewundert, wie mich das leben so durchgeschuettelt hat im letzten jahr mit allen hoehen und tiefen. danach neue visionen angedacht und vor allem alte weitergedacht und die kunst ist es ja, die vielen seiten und wendungen meines reichen lebens zu verknuepfen mit dem was hier und jetzt aktuell passiert, was mir immer besser gelingt! ist ja immer gut, die prinzipielle richtung im auge zu behalten, um sich dann in aller freiheit und momentlustigkeit ueberraschen zu lassen, davon was das neue jahr lebendig werden lassen will.

weihnachten im regenwald & die geschichte von mulatos

weihnachten war ein festival.
das begann nach der organisation unserer begleitreise, die beinahe eine woche dauern wuerde und die sich in letzter minute um einen tag verschob. nach der koordination der uns begleitenden bzw. der von uns begleiteten pferde und menschen, ueber die wir zunaechst widerspruechliche informationen erhielten. in letzter minute funktionierte alles - wie immer anders als geplant.

und das festival begann schliesslich nach der siebenstuendigen wanderung durch extremen gatsch. ich liebe ja das wandern. ich liebe auch die berge. auch die berge mit dschungelwald. und ein bisschen regen u gatsch macht schon gar nix. zwar waren schwarze gummistiefel aus plastik nie mein lieblingsschuhwerk, fuer die hiesigen konditionen sind sie jedoch unabdinglich. voll motiviert u voller reiselust rannte ich die ersten eineinhalb stunden auf den jetzt schon wohlbekannten schneehuegel hinter unserem dorf hinauf. und dann begann' s: den rest der reise steckten wir buchstaeblich im gatsch fest. niemals hatte ich mir regenwaldpfade so vorgestellt, niemals dachte ich, es koennte so viel feuchte, mit regenwasser gefuellte erde auf einmal geben. meine gummistiefel blieben oefters hinter mir im matsch u mussten von den mit uns wandernden jugendlichen herausgezogen werden waehrend ich in meinen gestreiften stutzen schon ueber alle gatschloecher weitergerutscht war.

die von uns begleitete person war ein 74 jaehriger priester u langjaehriger begleiter der friedensgemeinde, der - sonst so gut zu fuss - auf diesem matschweg vor mir herstoplerte. er durfte sich bei den steigungen aufs pferd setzen, das sich auf seine weise den weg bahnte. bergab waers zu gefaehrlich am pferd, wegen des risikos, dass es stolpern u seitlich den weg hinunterrutschen koennte. und den weg duerfen wir nicht verlassen, nicht dem gatsch ausweichen - denn wir gingen durch vermintes gebiet! die waren einst von der guerilla gepflanzt worden, um zugang zu von ihnen kontrollierten gebieten abzugrenzen. die gueriller@s gingen, bzw. verloren das terrain, die minen blieben. und leidtragend ist die zivilbevoelkerung, die bauern, die auf den wegen marschieren. oder zu den weihnachtlichen festen wandern.

es war ein sehr harter tag. ich weiss nicht, wie oft ich ausrutschte und hinfiel, wie oft einer meiner stiefel im gatsch stecken blieb. ich weiss, dass als es um 5 zu daemmern - u da ich ja weiss, wie schnell es dunkel wird - ich mich zu fuerchten begann, dass ich den weg nicht mehr sehen koennte. u dann zu laufen, total ueberanstrengt. ich bekam blasen durch die steinderl, die sich zwischen die gatschnassen socken u die stiefel schoben. die letzte stunde wanderten wir eben dahin auf einem huegelruecken, die zwei burschen gaben charlotte und mir die haende u wir rannten ueber den gatsch hinweg. auch sie stolperten u fielen manchmal, doch ist es immer wieder erstaunlich, wie gemeinsam kraefte mobilisiert werden koennen.

die ankunft war umso schoener. obwohl von oben bis unten voller matsch wurden wir mit umarmungen empfangen und mit limettensaft - wen kuemmerts nach so einem tag, dass das wasser nicht gefiltert war.

mulatos erschien mir - vielleicht trug die vorangegangene anstrengung dazu bei - wie ein magischer ort. es liegt mitten im regenwald, es ist dort ein bisschen kuehler, dunstig, sehr verwachsen. ein fluss plaetschert an einer seite am doerfchen vorbei, sechs familien wohnen im "zentrum". zusaetzlich zu den haeusern gibt es zahlreiche kiosks - rundbauten mit blaetterdach, fuer versammlungen und um dort haengematten aufzuhaengen. ausserdem gibt es eine solarzelle, um einige gluehbirnen und leere handybatterien mit energie zu versorgen.

in mulatos fand am 21.2.2005 das letzte massaker an friedensgemeindemitgliedern statt, der familie von gruendungs- und ratsmitglied luis eduardo guerra, die nahe des friedlich plaetschernden flusses auf grausame weise getoetet wurde, kleine kinder miteingeschlossen. die von der gemeinde geforderte evaluationskommission bezueglich des massakers wird vom staat bis heute hinausgeschoben. es ist jedoch offiziell, dass eine antiguerilla-einheit des kolumbianischen bundesheers massgeblich am toeten der 8 menschen beteiligt war. nichtsdestotrotz verwendete der kolumbianische staat die schreckenstat seinerseits dazu, um durch eine neue, mitten im zentrum des friedensdorfes san jose errichtete militaerbasis seine macht zu demonstrieren.

ihretwegen zog die gesamte gemeinde einige monate spaeter weiter nach san josecito, jenem gebiet, das auch "la holandita" genannt wird, da es ein geschenk des holaendischen staates war. dort begannen sie in muehsamer arbeit, neue haeuser zu bauen sowie die feldarbeit auf neuen gruenden. aufgrund der naehe zum fluss des neuen dorfes und den ungenuegenden hygienischen bedingungen litten viele von ihnen unter malaria in dieser zeit, einige verliessen die friedensgemeinde, um weiter in san jose ihr gewohntes leben zu leben. die militaerbasis dort wurde seither ausgeweitet und auf den nahen huegel verlegt, mit schmalen fenstern, wie wachsame augen, immer das dorf im blick. die bevoelkerung und das ambiente dort haben sich seit ihrer existenz stark veraendert. und die friedensgemeindemitglieder sind seither gezwungen, ihre taeglichen besorgungen im dorf vor den augen der soldaten zu erledigen. auch unser weg von la union, das zwei stunden weiter oben am berg liegt, in die stadt fuerht stets an der militaerbasis vorbei.

mulatos ist seit dem massaker zu einem ort des friedens geworden. es gibt gedenktafeln und jedes jahr gedenkfeiern, gemeinschaftsplaetze und eine gemeinschaftskueche. ich spuerte dort frieden und gemeinschaft. die friedensgemeinde hielt eine zwei tage lange versammlung  im grossen kiosk, wo alle im kreis sassen.

und wir waren zum feiern gekommen! die leute sangen und schrieen. einer der maenner wusste so viele liedtexte zu den immer gleichen klaengen von 3-5 gitarren. er wurde immer wieder zum weitersingen aufgefordert. dazu wurde auf toepfen getrommelt, loeffel und taschenlampen fungierten als musikinstrumente. bald wurde getanzt. ich mochte es sehr. in der nacht des 24. dezembers holten einige maenner umstaendlich ein dieselmotor von "einer stunde den berg hinauf", um damit die musikanlage zu betreiben. schliesslich tanzten sie alle bis in die morgenstunden - meine beine hielten ob der vorangegangenen erschoepfung nur zwei stunden durch.

zwischendurch sang ich mit den schweizer kolleginnen von pbi altbekannte weihnachtslieder. darueber hinaus hatte das weihnachtsfest wenig mit den mir bekannten braeuchen zu tun. naechstes jahr freue ich mich wieder auf tannenduft und weihnachtsbaeckerei!

nach dem fest wanderten wir weiter ins hoffnungstal, wo wir diesmal eher die familienfeiern als angstvolle menschen begleiteten. es reisten verwandte aus den staedten an, das haus war gesteckt voll. jede nacht wurden die plaetze zum haengematten-aufhaengen neu verhandelt. es wurde ein schwein, eine ente und ein huhn geschlachtet.
ich wundere mich ueber so viel gastfreundschaft und will mir etwas davon zureuck nach oesterreich mitnehmen!

4.1.12

kriegsparteien

um unsere praesenz im dorf zu unterstuetzen, treffen wir uns mit anderen organisationen in der region, zb. mit der volksanwaltschaft, dem roten kreuz, dem UNHCR (UN- fluechtlingswerk, das auch fuer intern vertriebene zustaendig ist - ein grosses thema in kolumbien, es ist weltweit das land mit den zweit-meisten intern vertriebenen menschen nach dem sudan).
mitte dezember hatten wir einen termin bei dem chef der 17. brigade des kolumbianischen militaers.
es war schraeg, wir drei maedels im grossen gelaende des militaers. von allen beaeugt, wurden wir uns unserer wichtigkeit dort sofort bewusst: trotz termin mussten wir dreieinhalb stunden warten aufgrund eines besuches des verteidigungsministers und dem austeilen der weihnachtsgeschenke an alle braven soldaten. auf spaeter vertroestet wurden wir hin und her eskortiert: von der kantine, zum eingang, zum empfangszentrum, zum buero des chefs.
er hatte einen schaeferhund, der nicht auf ihn hoerte. vielleicht, weil er auf englisch abgerichtet war und die schlecht ausgesprochenen anweisungen wie "sit" und "down" nicht verstand, vielleicht, weil der hund mehr an unserem besuch interessiert war, als der gute coronel. schwer vorstellbar, dass dieser mann, der sich nicht bei seinem hund gehoer verschaffen konnte, die aufgabe hatte, die gesamte brigade der region zu kommandieren!

der coronel kannte FOR. er wusste gut bescheid um die lage der peace community und ueber unsere arbeit, unsere rechte und diejenigen der friedensgemeinde. nach fast 15 jahren existenz haben sie sich einen gewissen respekt der lokalen autoritaeten erarbeitet - besonders durch die unterstuetzung der internationalen organisationen. er hoerte uns gut zu, wie sich die situation im hoffnungstal entwickelte, nahm zur kenntnis, wann seine soldaten das gebiet der friedensgemeinde passiert hatten und erklaerte uns schliesslich, wie der coca handel funktioniert. wir sollten jederzeit wieder vorbeikommen und ausserdem gerne jederzeit anrufen, wenn die leute angst haetten und irgendetwas nicht ruhig verlief.

wir waren gut vorbereitet auf all seine diskurse: das militaer sichert den frieden, die friedensgemeinde braucht den schutz des militaers. wo es praesenz des militaers in kolumbien gibt, verlassen die menschen ihre heimat nicht! - ach! das war neu. wir dachten, es waere genau umgekehrt und militaerische praesenz bringt stets das risiko von attacken der anderen bewaffneten gruppen mit sich.
und das wort "paramilitaers" durften wir nicht verwenden. nachdem er mich zweimal ausgebessert hatte, verzog er nur jedesmal die augenbrauen, wenn ich es verwendete: paramilitaerische gruppen gibt es offiziell in kolumbien schon seit 2006 nicht mehr, in diesem jahr wurden sie naemlich alle "demobilisiert", also abgeruestet. was bedeutet, dass sie freiwillig ihre waffen einbrachten, und dafuer ein weiteres leben in straffreiheit geniessen.

paramilitaerische gruppen werden in kolumbien nicht als konfliktpartei gehandelt und koennen rechtlich vom bundesheer nicht auf die gleiche weise bekaempft werden wie die guerilla, die im kampf umgebracht werden duerfen. sie sind jedoch genauso illegale bewaffnete akteure.  

die offizielle bezeichnung fuer derartige gruppen, die sich nach dem demobilisierungsprozess neu bildeten, bzw. nie wirklich abruesteten, ist "kriminelle banden". ein sagenhaftes herunterspielen einer kriegsmacht, die die oekonomie ganzer landstriche in kolumbien kontrolliert und massgeblich den drogenhandel vorantreibt. bei uns in der gegend liefert sich eine gruppe, die "urabeños" heisst kaempfe mit den "rastrojos", die ihrerseits wieder allianzen bilden untereinander und mit aehnlichen gruppen. die news um besagte illegale kriminelle gruppen sowie ihre einflussbereiche aendern sich woechentlich. die neueste stolze meldung der kolumbianischen politik ist, dass die polizei waehrend der sylvesterfeier auf einer farm im choco einen der chefs der urabeños umbrachte. ueber komplizen hatten sie deren lage ausgekundschaftet und mittels eines chips, der ein signal an einen satelliten sendete, konnte die spezialeinheit der polizei in das grundstueck eindringen. diese szenen, die ich sonst nur aus filmen kenne, spielen sich hier im nachbarbundesstaat ab.

nach dem gut bestrittenen meeting gingen wir drei vom san jose team fein italienisch essen und feiern und nachbesprechen.

quellen zum konfliktgeschehen und der analyse der bewaffneten gruppen in kolumbien:
http://www.nuevoarcoiris.org.co/sac/?q=node/1
http://www.ideaspaz.org/portal/index.php
http://www.verdadabierta.com/