15.9.11

acompañamiento

unsere aufgabe besteht darin, mit dem dorf zu leben und den bewohner_innen durch unsere praesenz den raum zu geben, frei zu leben und zu agieren. die friedensgemeinde selbst hat unterschiedliche teile. in dem dorf am berg, in dem wir leben, ist FOR praesent. am fusse des berges, in la holandita, einem dorfteil, wohin die gemeinde nach dem massaker 2005 vertrieben wurde, bzw ihr land geschenkt wurde, gibt es ein haus einer italienischen begleitorganisation u von pbi, diese beiden organisation gehen jedoch hauptsaechlich mit aktivist_innen direkt in begleitung mit, waehrend unsere hauptaufgabe ist, einfach in unserem dorf mitzuleben.  seit 2002, als die praesenz von FOR dort begann, ist kein soldat mehr in das dorf eingedrungen. sie gehen tw in die ausseren zaeune, wo die tiere weiden, grade zu dieser zeit ist das wieder der fall.
nur manchmal bekommen wir anfragen, reisen mit gemeindemitgliedern zu unternehmen. ausserdem reisen wir im gebiet, um information zu sammeln und an treffen und sitzungen teilzunehmen.

die internationale begleitarbeit gruendet auf einem rassistischen gedanken: dass internationales leben mit internationalen netzwerken besser geschuetzt ist, als lokales kolumbianisches leben. traurig, aber es funktioniert. es ist so ungleich, wie man sich das nur vorstellen kann. wir lernen das dorf, die lebensweise, die familien- und liebesgeschichten im detail kennen. es gibt so viele geschichten, auf die sich die leute staendig beziehen! wir wissen, wer wen mag, wer wen nicht mag. wir wissen welches kind von wem ist - und das ist manchmal schon lustig. vor ein paar tagen machten wir mit isaac eine runde durchs dorf und er erzaehlte alle geschichten, die er kannte. es ist so vielschichtig!

die internationale praesenz muss komisch sein fuer die friedensgemeindemitglieder, einerseits ein privileg, andererseits eine einmischung in ihr leben, das sie aber gerne mit uns teilen! die kinder wachsen mit so vielen auslaender_innen auf, gehen taeglich bei uns ein und aus, waehrend in benachbarten doerfern alles so ist wie ueberall sonst in kolumbien. wir bekommen taeglich vermittelt, dass unsere arbeit, also unser mit-leben dort so wichtig ist. fuer mich als neue fuehlt es sich manchmal ein wenig grenzwertig an, die intimen details ueber diese menschen zu wissen, und so genau zu sehen, wie sie leben, waehrend sie ja wirklich gar keine ahnung ueber mein leben haben koennen!

die begleitarbeit hat viele grenzen. wir stimmen nie inhaltlich oder strategisch mit, wir arbeiten nicht bei der gemeinschaftsarbeit mit, wir duerfen keine intimen beziehungen eingehen mit den gemeindemitgliedern. und ueberhaupt gehen wir nach einer zeit wieder nach hause. ich habe das gefuehl, die leute hier kennen u schaetzen jede_n einzelne_n freiwilligen in all den jahren, und sie erinnern sich auch an alle. es sind schon ueber 20 freiwillige. manchmal machen die leute eine bemerkung, dass wir ja nicht mitarbeiten duerfen, etc. die prinzipien sind jedem und jeder ganz klar.

die information fuer unsere analysen ziehen wir - wie gesagt - aus gespraechen. besuche zu machen, ist teil der jobbeschreibung. in den kuechen und hinterhoefen gibt es auch die heiklere information, die mit konflikt und unstimmigkeiten zu tun hat. oft zusammen mit essen oder kaffee. es ist ueberhaupt nicht einfach, von meiner perspektive aus, ereignisse einzuordnen. zum beispiel gab es dieses begraebnis. an meinem zweiten tag. emily und ich waren ganz kurz dort, um die lage zu untersuchen. ich hatte zu dem zeitpunkt keine ahnung, um welches begraebnis es sich handelte. meine teamkolleginnen wussten, dass es sich um eine vor ein paar monaten ermordete person handelte, deren leichnahme in der frueh im dorf angekommen war. wir interviewten die leute beim begraebnis, die nachbarn, die aelteren im dorf, die uns am naechsten stehende person des dorfrates. sie gaben unterschiedliche antworten. und es dauerte bis zu unserem naechsten treffen mit dem gesamten consejo plus nachfragen an das bogota team, worum es sich handelte. mir stellte es zwischendurch alle haare auf, u ich wuenschte, ich haette nie einen fuss auf den friedhof gesetzt.
prinzip der friedensgemeinde ist, dass alle toten gleich sind, und sie auch ermordete der konfliktparteien bergen bzw. begraben wuerden. an diesem tag wurde tatsaechlich ein commandant eines hohen ranges einer konfliktpartei bei uns am friedhof begraben. nachdem die friedensgemeinde ohnehin oft vom staatlichen militaer beschuldigt wird, verbindungen zu bewaffneten gruppen zu haben, ist das eine sehr heikle sache. darum also auch der ganze militaerauflauf rund um den zaun.

ich kann hier nicht mehr ins detail gehen, dinge wie diese kommen immer wieder vor, und die prinzipien der gemeinde sind bekannt - auch dem militaer. die prinzipien von FOR sind wieder andere. wir nehmen klaren abstand von allem, was mit gewalt zu tun hat!
    

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