15.9.11

das paradies ist gleich ums eck

die natur ist soo schoen hier. der winter hat begonnen - das heisst, die regenzeit. als ich vor ein paar tagen ins dorf hinaufwanderte, gabs am ende einen feinen regenguss - und das mit einer wunderbaren sonnenuntergangsaussicht.
das friedensdorf befindet sich auf einem hochplateau mitten im dschungel. an drei seiten gehen die huegel weiter hinauf - und nach westen ist das tal offen, richtung golf von uraba und richtung sonnenuntergang.
in dem tal fliesst ein fluss, den wir beim auf- und abstieg 3 mal queren. und das ist - jetzt, wo der regen da ist, nicht so einfach. bei trockenem wetter huepfen wir von stein zu stein ueber den fluss. heute frueh, nachdem es die letzten 3 naechte geregnet hatte, ging uns das wasser bis an die oberschenkel. das heisst: festhalten an den grossen steinen u durchwaten. danach gummistiefel ausleeren und weiter durch den matsch quatschen. ich fand die flussquerungen sehr lustig. ein abenteuer.
gestern waren wir im gleichen fluss in einem wasserloch oben beim dorf schwimmen. und das sieht wirklich aus wie in werbefilmen. sooo schoen. wir gingen 15 min in eine schlucht hinein, ueber uns ragten hohe baeume hinauf, von denen lianen u andere zweige u blaetter herunterwuchsen, und unten toste das wasser dahin u muendet mit einem kleinen wasserfall in einem kleinen becken. wir gingen dahin mit einigen kids aus der friedensgemeinde. sehr lustig!!!

lustig sind auch viele der rueckmeldungen, die ich auf meine eintraege bekomme. ein pioneerskollege schrieb mir, es wird der tag kommen, an dem ich mich nicht mehr gegen den dreck wehre, sondern sich meine fremde einstellung mit dem lokalen dreck vermischte. ich bin am anfang schon ausgewichen, freute mich ueber meine kurzsichtigkeit. jetzt versuche ich also, auf den dreck hinzusehen. hinsehen u hinhoeren ist ja schon die halbe uebung in der gewaltfreien kommunikation. ich legte mich also auf die holzbretter vors haus u starrte empathisch auf die kuhfladen mit den plastikstueckerl, vermischt vom regenwasser. sapa, die katze legte sich zu mir. ich mag sie und finde sie nicht mehr dreckig. mit der zeit schaute ich mehr auf den sonnenuntergang, und die wolkentiere, die am himmel vorbeiflogen wie grosse drachen. und zu den lieben nachbarn hinueber - die sicht dorthin ist ziemlich gepraegt von den stromkabeln u der strassenlaterne vor unserem haus, die nicht funktioniert. ein "nachbar" kam vorbei u schenkte mir eine zigarette u plauderte ein bisschen. auch zigaretten schmecken mir hier nicht wirklich (eh selten..).

spaeter bekam ich fieber. wahrscheinlich ist das gut, um zu lernen, all die bakterien auszuhalten. in der nacht droehnten alle namen der leute im friedensdorf durch meinen kopf-  namen lernen ist eine meiner taeglichen uebungen!

wenn es stark regnet, faellt der strom aus. wir rufen dann eine abteilung in medellin an, und hoffen, dass er nach ein paar h wiederkommt. an einem abend genoss ich den stromausfall sehr. wir hatten ausserdem vollmond, der durch die regenwolken hindurchschimmerte - und regen! es war gigantisch, das naturschauspiel durch die pflanzen in unserem garten zu beobachten. auch das duschen ist mit kerze viel schoener! das tut noch den rest zur kurzsichtigkeit, sodass die dusche schon fast schoen aussieht.

ja, manchmal ist es sehr lustig. staendig kommen leute in unserem haus vorbei, borgen etwas aus, bringen etwas vorbei, sagen etwas, oder lachen kurz herein. meistens finden sie unsere musik seltsam und finden es seltsam, was wir essen. wir sind trotzdem einfach ein teil vom dorf. die information, die wir von den leuten im dorf bekommen, und ihr vertrauen ist unsere sicherheit. also heissts soviel wie moeglich tratschen, dann erfahren wir, wo das militaer grade ist, wer grade von der polizei durchsucht wurde und wer am gemeinschaftsarbeitstag brav mitarbeitet u wer nicht.

ein anderer pioneers kollege schrieb: ich glaube, du hast einen richtigen kulturschock. also nicht "da gibts kein schnitzel", sondern einen richtigen. ich musste viel drueber lachen, aber ja, das stimmt. das fieber war am morgen vorbei u ich merke, wie es ein bisschen bisschen leichter wird. und obwohl ich schon spass habe im dorf und die familienzusammenhaenge u das kriegsgeschehen interessant finde, hab ich mich bisher nicht so wirklich, wirklich wohl und lebendig gefuehlt. eher demotiviert u energielos. und das ist natuerlich nicht gut. ich will mir jedenfalls noch ein paar wochen zeit gebe zum einleben, und dann sehen, wie es mir geht.

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