18.11.11

keine autobahn

am samstag sind wir losgewandert, zu einem ort, der hoffnung heisst. auf der anderen seite des schneehuegels, der noch nie in seiner existenz schnee gesehen hat. hoffnung liegt 5 stunden von unserm dorf entfernt in einem tal durch das der hoffnungsfluss fliesst, von den wenigen familien in dem tal als toilette, bade- wasch- und trinkwasser benutzt. ein heiss umkaempftes tal zur zeit, vor zwei wochen gabs dort einen kampf, 20 minuten entfernt von dem haus, das wir besuchten. es gibt geruechte, dass demnaechst lebensmittel rationalisiert werden sollen, um die leute unter druck zu setzen. bewaffnete gruppen kaufen sich die besten grundstuecke ein und beginnen diese zu verwalten.

wir waren am weg gut begleitet von einem pferd, das unsere rucksaecke trug, und von einer familie der community, zu deren farm wir zum mittagessen gingen, und von weiteren 2 personen, die die aufgabe hatten uns zu entlegenen friedensgemeindemitgliedern zu bringen. an diesem ort hatten wir schon jahre keine praesenz mehr gezeigt, u gina u ich uebernahmen die ehrenvolle aufgabe, die heikle lage vor ort zu erkunden.

dass nicht viele leute ueber diesen weg nach hoffnung gingen, merkten wir ihm an. schwitzen vom ersten schritt an ist klar in dem feuchten klima, im gatsch mit den gummistiefeln steckenbleiben u immer wieder ausrutschen ist mit der zeit sehr anstrengend. wandern ist nichtsdestotrotz eine meiner lieblingstaetigkeiten hier. die gegend ist sooo schoen. so weite sichten, und die dschungelpfade, manchmal auch ein bisschen trockener und steinig, fuehren immer wieder durch baechlein, ueber baumstaemme, durch sehr verwachsene waldstellen und ueber weite weiden. auf der kuppe des schneehuegels wanderten wir durch soo schoene nebel, darauf folgten wunderschoene aussichtsplaetze ins naechste tal.

wir schliefen in haengematten, stellten ersten kontakt mit der familie her, stellten fest, dass wir einige verwandte von ihnen schon kannten. wir assen ueberm holzofen gekochten reis und bohnen und sassen bei kerzenlicht auf holzschemeln u maissaecken zusammen, redeten ueber ihre geschichte der vertreibung, den anderen orten, an denen sie gewohnt hatten, das beduerfnis, wieder an den ursprungsort zurueck zu wollen. wir redeten von den familienmitgliedern, die ins ausland gehen mussten, den fruechten, die sie anbauten. und wir redeten ueber geistergeschichten, hexen, spukende seelen, die etwas im wald vergessen hatten und zurueckkehrten, um genau das zu suchen. wir feierten den einjaehrigen geburtstag des enkelkindes mit dem gesamten tal.
das fest fand statt bei dem kleinen gschaeftl am fussballplatz, an dem man vielleicht 20 verschiedene dinge kaufen konnte. dem einzigen ort mit handysignal in der gesamten gegend.die batterien wurden mit leuten, die in "die stadt", die 3 fuss- oder pferdstunden weiter weg lag, mitgeschickt zum aufladen, denn strom gab es im gesamten tal keinen.

wir zeichneten eine landkarte vom weg und der gegend, dokumentierten geschehnisse, kriegsgeschichten und familienbande. wir wussten nicht, wer in dem tal fuer wen arbeitet, wer in welche politische richtung denkt. eine spannende situation. wie eine erkundungstour.

am rueckweg war ich muede, von den kaffeelosen tagen, den haengemattennaechten, dem abgekochten-wasser. die erste stunde des rueckweges durfte und wollte ich auf dem pferd sitzen. als unerfahrene reiterin ist das zwar lustig, jedoch wenig effektiv. das pferd findet sehr leicht den einzigen weg ohne dass ich "lenke". ich konnte dem pferd nicht so gut klarmachen, dass es schneller gehen sollte, es ist schliesslich ueber jeden graben gesprungen, was jedesmal laengere antriebsversuche erforderte. bei einer baumstammstufe setzte es sich schliesslich hoeflich nieder u ich stieg gerne ab.
unser begleiter uebernahm das reiten und ich stapfte bergauf richtung schneehuegelnebelkuppe voll von den erfahrungen der letzten tage. schoen, den weg schon zu kennen.

in meinem kopf formten sich saetze, die ich schreiben wollte. eine zeitlang glaubte ich sehr kraftlos zu sein am steilen rutschigen weg u ich erinnterte mich an die herausforderungen der peace studies. ich dachte ans butoh tanzen, an dem die begegnung mit den eigenen schatten an jenem punkt startet, an dem wir die grenze der koerperlichen anstrengung ueberschreiten. irgendwann ging mein koerper von selber. wie ein tanz mit dem berg, den steinen, den baeumen, an denen ich mich festhielt, den festeren gatschhaufen am boden, die mich manchmal abrutschen liessen in die tieferen gatschwasserloecher. vielleicht war ich in trance. als wir auf der huegelkuppe ankamen war ich so ueberrascht, es kam so ploetzlich! und dann bergab, viel leichter, singend, voller vorfreude auf die angenehmen dinge und bekannten gesichter in unserem dorf.

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