10.12.11

tote im herzen

tagebuchsplitter geschrieben am 7.11 nach dem begraebnis.
meine haut vibriert von den emotionen, von der geladenen energie wenn so viele menschen gemeinsam an einen ort kommen, um sich zu verabschieden. meine schrift ist heute runder, mein koerper schwer von der muedigkeit. wenig geschlafen, viel trauer aufgesaugt.

ich kannte ihn nicht, den mann, der, von allen hier sehr geliebt und geschaetzt, unsere haeuser, tische, baenke konstruiert hat. er hat mit seinen haenden frieden gebaut, sagen die menschen. gestorben an lungenkrebs, und in einen schoenen holzsarg gelegt, wurde er von uns und einem grossen teil der friedensgemeinde aus dem spital auf den berg hinaufbegleitet. es war ein sehr schoener gemeinschaftlicher moment. und die tage und besonders die naechte, die folgten, die letzten in denen sein koerper existieren wuerde, war er aufgebart im herzen der friedensgemeinde, im kiosk. eine kuh wurde geschlachtet, ich verfolgte den prozess in allen einzelheiten. der kiosk wurde mit blumen und kerzen geschmueckt, das grab wurde ausgehoben u mit zement ausgekleidet.
viele familienangehoerige kamen angereist, aus dem ganzen bundeststaat. wir warteten zweieinhalb tage, dass sie alle ankommen wuerden u beim begraebnis dabei sein koennten. waehrenddessen spielten wir karten, erzaehlten geschichten und witze. ich wurde in schimpfworte und geistergeschichten eingeweiht, und freute mich, meine zeit mit sovielen menschen zu verbringen.

zeit rund um den sarg. der durfte nie allein gelassen werden. die sehr erschoepften und traurigen angehoerigen hielten lange nachtstunden ohne schlaf aus. es wurde kalt, feucht und nebelig.die stimmen in der nacht hoerten nie auf, etwas gespenstisch. wenn ich durch sie aufgewacht in der nacht von unserm haus hinunter zum kiosk ging, wirkte er wie ein schloss aus kerzen, das aus dem nebel auftaucht. am dritten tag fruehmorgens fand schliesslich das begraebnis statt, unter vielen traenen und lautem wehklagen.

es herrschte grosse betroffenheit, die sich neben der trauer auch darin auswirkte, dass viele friedensgemeindemitglieder aus solidaritaet mit dem rauchen aufhoerten.
fuer mich war es eine grosse ehre bei einem derartigen lebensbewegenden ereignis dabei sein zu duerfen u mit den menschen zu sein, waehrend sie trauerten, lachten, wachten, stumpf das fleisch auseinanderhackten, um das mahl zu bereiten. fast 3 tage lang nahmen wir den toten und das verabschieden von ihm in die mitte der friedensgemeinde.

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