10.10.11

schokofrieden ohne bier

den ganzen september lang feierten wir das monat der liebe und freundschaft in kolumbien. el mes del amor y de la amistad. in unserer región wurde “amigo secreto” gespielt also "heimliche freunde". ein engerl-bengerl uebers ganze monat hindurch mit dem ganzen dorf, umliegende hoefe miteingeschlossen. die aufloesung und abschlussgeschenksuebergabe fand am ersten oktober statt.  und es gab ein fest!

ich muss ja sagen, ein bisschen nervte es schon, mit allen leuten im dorf staendig verdaechtigungen anzustellen, wer wohl mein amigo secreto oder derjenige des gespraechspartners waere. jedenfalls gabs ein gespreachsthema, das allen gemeinsam war. und das ein monat lang. nach dem zetterl-ziehen wurde den ganzen september hindurch geraetselt wer wohl den eigenen namen gezogen haette, andeutungen gemacht und kundgetan, was fuer ein geschenk man sich wuenschte, kleidergroessen ueber dritte erfragt, gemeinsam auf den markt gegangen, um geschenke zu kaufen, oder gar namen getauscht, sobald man meinte, die person haette erraten wer sie beschenken wuerde. ihr koennt euch gar nicht vorstellen, wie viel wir hier ueber dieses thema geredet haben, ich traeumte sogar davon, was ich meinem amigo secreto schenken wuerde!

die aufloesungsrunde war ein schoenes ritual. wer nicht erriet, wer der amigo secreto war, von dem man das geschenk erhalten wuerde, musste eine kleine "strafe" in der mitte des kreises tun, zb. singen, tanzen, huepfen... die runde begann sehr schuechtern und endete in einem ausgelassenen tanz. ich tanzte salsa in gummistiefeln, meinem gruenen kleid und natuerlich dem FOR t shirt. und ich fand heraus, dass vallento tanzen ein bisschen wie contact impro ist. uebergluecklich, dass ploetzlich so viele menschen um mich waren, nicht immer nur die 10 gleichen nachbarn. viele leute hatten sich die haare geschnitten, sodass ich manche gar nicht wiedererkannte und viele reisten aus den umliegenden streusiedlungen an.  die musik war laut, es wurden viele suessigkeiten verschenkt und auch ganz ein bisschen heimlich getrunken, was ja in der friedensgemeinde per gruendungsvereinbarung "verboten" ist.

ich mag das leben-ohne-alkohol-prinzip. es veraendert die beziehungen und das gegenseitige in-kontakt-treten enorm, verglichen mit europa u auch jeder anderen lateinamerikanischen gegend, die ich kenne. am abend laden wir die nachbarn zu heisser schokolade ein. mit alkohol gaebe es hier viel mehr aggressivitaet, da bin ich sicher. fuer manche – besonders juengere - gemeindemitglieder bedeutet es auch entbehrungen, jedenfalls aber das bilden einer neuen internen kultur, abseits des kolumbianischen biers.

mein amigo secreto schenkte mir einen tollen schwarzen flatterrock mit so viel glitzer drauf, dass ich ihn ausserhalb kolumbiens nie anziehen wuerde. aber hier in der gummistiefen- t –shirt kombination ist er perfekt u ich bin schon ausgeruestet fuer den naechsten tanz!

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