23.7.12

kasiopaia


ich finde mich selbst wieder in einer kalten wohnung vor einem kamin ohne holz. ich hab eine kerze im kamin angezuendet. es ist kalt wie auf einer schihuette. ich bin eingemummt in fleecekapuzenpulli und in meine gelbe haube. trinke ingwertee mit zitrone und heisses wasser ohne tee und zitrone wenn ich genug habe vom tee. mit meiner schnupf nase schmecke ich nicht viel, aber abwechslung muss sein.

bogota liegt auf 2600 hoehenmeter. in der candelaria, wo ich wohne, sind es vielleicht mehr, das hier ist der hoechst gelegendste, der aelteste stadtteil. wirklich schoen, konlonial, kuenstlerisch und sehr doerflich. pro tag fahren circa zwei autos vorbei durch das gaesschen vor meinem haus. bogota ist interessant und uebervoll von menschen u gegensaetzen und von angeboten, aktivitaeten und reizen aller art. es gibt viele parties.
viel verkehr auf dem weg ins buero. 41 querstrassen richtung norden. baustellen. zu fuss 55 minuten, im bus zu stosszeiten 45. bogota ist weltweit bekannt durch das innovative verkehrssystem des transmilenio-busses, dessen fahrplan ich noch zu durchschauen versuche.

ich bin im zwischenraum. was bedeutet das alles? 
vom entferntesten landesten land zur grosstaedtischten grossstadt. uneinordenbar zwischenraumverdaechtig. ich bin noch nicht ganz bereit. wenn ich zu fuss gehe, muss ich oefters verschnaufen: die hoehe. die klimaumstellung macht meinem koerper zu schaffen. zum ersten mal in meiner zeit in kolumbien streikt mein koerper und fuehlt sich kalt.

ich vermisse die auf mir herumkletternden katzen. der muellwagenmann spielt einen lustigen ton wenn er dreimal am tag beim haus vorbei faehrt. floetenkinderlieder. vorbei die klein-verbraucher-innen-muellverbrennung neben unserem holzhaus. und wo sind nur all die mosquitos? nichts schwirrt und summt in der nacht, keine flugkakerlaken, die sich in meinem gewand verirren, keine verlorenen fledermaeuse, die ihr wandloch suchen. in der wohnung riecht es nach indischem stoff und an der wand neben meinem bett haengt ein beeindruckendes indígena kleid, ledern und mit federn. es gibt immer strom u ich hab eine alte waschmaschine im blaugefliesten bad. ich ziehe mich bunt und schoen an.
zurueck im kosmopolitinnenleben.

kasiopaia, so heisst die schildkrote in momo. momo folgt ihr in ganz langsamem tempo, zeitweise rueckwaerts, um der uebermacht der grauen zeitfressenden maenner zu widerstehen. so bin auch ich langsam, gehe manchmal rueckwaerts, meine gedanken schweifen ab, ins friedensdorf, zu frueheren reisen und umzugssituationen, in vergangenen erfahrungen referenzen suchend. versuche mich noch nicht ganz dem stadtrausch hinzugeben, der schnelligkeit. kann ich diese nach 10 monaten in einem laendlichen kriegsgebiet so einfach akzeptieren? ich gehe noch auf keine parties, verbringe tage, ohne emails zuschreiben. bin noch im dazwischen, im ankommen. eindrucksverwirrt. ich suche ruhe und sonne in meinem kleinen innenhoefchen mit den topfpflanzen. dass pflanzenhier in toepfen wachsen. ich hab am kleinen markt in der nachbarstrasse gleich noch zwei dazugekauft.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen